Polfilter in der Landschaftsfotografie - Review zum NiSi Landscape NC CPL

Heutzutage werden die Möglichkeiten in der digitalen Nachbearbeitung von Fotos immer umfassender und auch der Dynamikumfang der meisten Kameramodelle erlaubt immer mehr Spielraum. Die Effekte einiger Filter, die früher fast unverzichtbar waren, können heute einfacher auch mit digitalen Methoden erzeugt werden, etwa bei graduellen Verlaufsfiltern. Dennoch gibt es Filter, die in der Landschaftsfotografie kaum oder gar nicht zu ersetzen sind, wie etwa Polarisationsfilter, kurz auch Polfilter genannt. Für mich gehört der NiSi Landscape NC CPL (Circular Polarizer) schon seit vielen Jahren zur Grundausstattung in meiner Filtertasche. Im folgenden Artikel möchte ich anhand einiger Aufnahmen, die kürzlich während einer Fotoreise auf Teneriffa entstanden sind, einen Einblick in die Arbeit mit dem Landscape CPL geben. 

Das System – Integration in den V6 

Seit Jahren nutze ich das NiSi V6 Filtersystem, bestehend aus einem Adapterring, der am Objektiv befestigt wird, sowie dem V6 Filterhalter, an den Steckfilter wie Graufilter und Verlaufsfilter angebracht werden. Der runde Polfilter sitzt dabei zwischen Adapterring und Filterhalter und lässt sich in den Adapterring integrieren, was auch eine Verwendung ohne den V6 Filterhalter ermöglicht. Zwar gibt es mittlerweile auch die NiSi JetMag Magnetfilter, doch für mich zeigt sich das V6 System nach wie vor bewährt. Besonders praktisch empfinde ich hier die Möglichkeit, den Polfilter durch zwei Schräubchen außen am Adapterring zu drehen, um den Effekt des CPLs zu kontrollieren und an der gewünschten Position im Bild anzuwenden. Warum Polfilter? Natürlich stellt sich nun die Frage, was Polarisationsfilter so besonders macht und wofür sie eigentlich benötigt werden. Durch sie können Reflexionen an nichtmetallischen Oberflächen (etwa Wasser auf Steinen oder Blättern) entfernt und Farben zum Leuchten gebracht werden. Das ist besonders nützlich, um die Sättigung von Vegetation besser hervorzuheben oder dem Himmel mehr Farbe zu geben. Szenarien, die sich besonders gut für den Einsatz eines Polfilters eignen, sind zum Beispiel das Fotografieren im Wald, um das leuchtende Grün besser zum Vorschein zu bringen, Aufnahmen von Wasserfällen, um glänzende Stellen und Reflexionen nasser Oberflächen zu entfernen sowie generell Aufnahmen bei Tageslicht, um sattere Farben zu erzeugen. Hier gilt es nur zu beachten, dass der Polfilter die Belichtungszeit um ca. 1-2 Blendenstufen beeinflusst. Gerade in den Dämmerungsphasen ist es daher zu empfehlen, ein Stativ zu verwenden, um längere Belichtungszeiten auszugleichen. 

Beispiel 1: Im Wald

Ohne CPL. Exifs: Canon R5 + Canon RF 15-35 f/2.8, 27 mm, ISO 1000, f/9, 1/80 sec

Mit CPL. Exifs: Canon R5 + Canon RF 15-35 f/2.8, 27 mm, ISO 1000, f/9, 1/30 sec

Hier bekommt das Grün der Vegetation, besonders in den Farnen, deutlich mehr Sättigung und Leuchtkraft. Zudem werden Spiegelungen auf nassen Blattoberflächen effektiv reduziert (gut zu sehen links unten im Bild). Auch die Reflexion im Waldweg wird entfernt.

Endergebnis nach der Bearbeitung in Adobe Camera Raw und Adobe Photoshop

Beispiel 2: Tageslicht am frühen Vormittag

Ohne CPL. Exifs: Canon R5 + Canon RF 24-105 f/4, 105 mm, ISO 100, f/8, 1/10 sec

Mit CPL. Exifs: Canon R5 + Canon RF 24-105 f/4, 105 mm, ISO 100, f/8, 1/3 sec

Schön zu sehen ist die Reduzierung des leichten Dunsts im Hintergrund und die deutlich satteren Farben der Landschaft.

Endergebnis nach der Bearbeitung in Adobe Camera Raw und Adobe Photoshop

Beispiel 3: Dämmerung vor Sonnenaufgang

Ohne CPL

Exifs: Canon R5 + Canon RF 24-105 f/4 @50mm, ISO 100, f/16, 5sec

Mit CPL 

Exifs: Canon R5 + Canon RF 24-105 f/4 @50mm, ISO 100, f/16, 15sec

Auch in diesem Beispiel wird wieder deutlich, wie der CPL die Farben beeinflusst und die Rottöne im Vordergrund sowie das Blau/Lila im Himmel verstärkt. Die Aufnahme erhält so mehr Leuchtkraft.

Trotz all der Vorteile, die Ein Polarisationsfilter mit sich bringt, gibt es auch Situationen, in denen man einen CPL nicht verwenden sollte. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Regenbögen, denn dieser entsteht zum Teil durch Reflexion, wenn Sonnenlicht von Wassertröpfchen gebrochen, reflektiert und erneut gebrochen wird. Erst durch die Reflexion entstehen die Farben im Regenbogen. Durch Verwendung eines Polfilters bleibt davon nicht mehr viel übrig. 

Ein Szenario, wie ein Polfilter auch unvorteilhaft verwendet werden kann, ist der Moment, wenn eine Spiegelung oder Wasseroberfläche ein Teil der Komposition ist und durch den CPL entfernt wird. Dies kann passieren, wenn der Effekt des Polfilters im falschen Bildbereich angewendet wird. Im folgenden Beispiel wird deutlich, dass der CPL bei falschem Einsatz den kleinen Tidenpool komplett verschwinden lässt und die Aufnahme einen ganz anderen Charakter bekommt. Durch einfaches Drehen der Rädchen am Adapterring kann verhindert werden, dass der Polfilter die Reflexion an der falschen Stelle unterbindet.

Mit CPL

Exifs: Canon R5 + Canon RF 15-35 f/2.8 @15mm, ISO 100, f/11, 1/3sec

Mit CPL, Fokus des Effekts unvorteilhaft

Exifs: Canon R5 + Canon RF 15-35 f/2.8 @15mm, ISO 100, f/11, 1/3sec

Fazit

In den vorigen Beispielen wurden einige Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile des NiSi Landscape CPL aufgezeigt. Ich persönlich finde den Effekt eines Polfilters in vielen Situationen hilfreich und besonders, wenn es um die (intendierte) Beseitigung von Reflexionen geht, ist der CPL schwer zu ersetzen. Somit wird dieser auch weiterhin Bestandteil meines Equipments sein und immer wieder zum Einsatz kommen. Last but not least ein kleiner Tipp am Rande: In der Nachbearbeitung von Aufnahmen mit Polfilter passe ich für gewöhnlich den Farbton etwas an, da der Polfilter eine leicht grünliche Färbung hinzufügt, die ich durch etwas mehr Magenta wieder ausgleiche.